Kooperation bedeutet Zusammenarbeit, und eine Kooperative Gesamtschule ist zunächst nichts anderes als drei in besonderer Weise zusammenarbeitende Schulen: eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium.
Alle drei Schulen sind der Einfachkeit halber zu einer organisatorischen Einheit zusammengefasst, d. h. wir haben nur einen Direktor, eine Schulleitung, eine Schreibkraft, einen Hausmeister und, was für uns besonders wichtig ist, nur ein Gebäude. Wundern Sie sich deshalb bitte nicht, dass wir nicht mehr, wie früher, von z. B. der Realschule sprechen, sondern von einem Realschulzweig, denn es handelt sich organisatorisch ja nicht mehr um eine eigenständige Schule. Wir haben auch kein Schulzentrum mehr, in dem unterschiedliche Schulen untergebracht sind. Eine Gesamtschule ist das Ergebnis eines besonders engen Zusammenschlusses mit dem Ziel, eine einzige Schule zu bilden: die weiterführende Schule für Norderney.
Doch bei all den Gemeinsamkeiten darf nicht verschwiegen werden, dass wir unsere Schüler, wie im üblichen, dreigeteilten Schulsystem auch, nach der Grundschule auf drei unterschiedliche Schulformen verteilen. Da sich die Arbeit und Ziele dieser drei Schulformen teilweise unterscheiden und diese bei einer guten Zusammenarbeit auch berücksichtigt werden muss, sind für die unterschiedlichen Belange drei Schulzweigleiter verantwortlich, jeweils einer für den Haupt-, den Real- und den Gymnasialzweig.
Wenn letztendlich jeder Schulzweig ohnehin seine eigenen Vorstellungen hat und zudem noch mit einem eigenen Schulzweigleiter ausgestattet ist, warum belässt man es dann nicht einfach bei drei Schulen?
Nun, Gesamtschulen sind nicht nur für Norderney gemacht und die Väter der Gesamtschule sind wie wir davon überzeugt, dass eine Zusammenarbeit der drei Schulformen für alle große Vorteile haben kann.
Warum sollen zwei gute Freunde unbedingt auf zwei weit auseinander liegende Schulen gehen müssen? Stress, Frust, aber auch Erfolge lassen sich doch viel leichter bewältigen, wenn man sich auch nach der 6.Stunde noch in den Pausen darüber unterhalten kann. Und warum sollten die beiden nicht auch in einigen Fächern gemeinsam unterrichtet werden? Oder glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass der eine auch unbedingt der bessere Sportler sein muss, nur weil er auf einer Realschule gelandet ist und sein Freund auf der Hauptschule. Und schließlich gibt es auch viele persönliche Interessen und Hobbys, die einem in der Schule nützlich sein können und durch die man in manchen Fächern deutlich besser ist als der Rest der Klasse. Warum sollten diese beiden Schüler, wenn sie sich beide für die Arbeit mit dem Computer begeistern, nicht auch gemeinsam in Informatik unterrichtet werden? Und was ist, wenn sich der eine nach der 8. Klasse so verbessert, dass er durchaus zur Realschule gehen könnte?
Wir wissen alle, wie schwer es ist, in eine „höhere“ Schulform aufzusteigen. Und wenn man dann dazu die Schule wechseln muss, zu anderen Schülern und fremden Lehrern, dann nützt einem die Leistungsverbesserung manchmal gar nichts, weil die Schwierigkeiten des Schulwechsels einfach zu groß sind. Diese Probleme unseres Schulsystems sind lange bekannt, und man hat versucht, mit der Entwicklung einer neuen Art von Schule einige davon aus der Welt zu schaffen. Das Ergebnis ist die Gesamtschule; eine andere Schule. Vielleicht nicht immer eine bessere, aber auf gar keinen Fall eine schlechtere Möglichkeit als die strikte Trennung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium.